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Professionalisierung diversitätssensibler Praxis in der musikalisch-kulturellen Bildung


In dem Projekt wird untersucht, wie Lehrkräfte in der musikalisch-kulturellen Bildung Differenz interaktiv herstellen und bearbeiten und wie sich diese Konstruktionen auf die unterrichtliche Praxis mit besonders vulnerablen Gruppen auswirken.

 Im Verbund werden zwei unterschiedliche Bildungskontexte in den Blick genommen:

  • Musikunterricht an inklusiven Schulen und Förderschulen
  • inklusionsorientierter Unterricht an Musikschulen

In der öffentlichen Diskussion um Inklusion gilt die musikalisch-kultureller Bildung einerseits als besonders geeignet für inklusive Bildung. Andererseits deuten empirische Befunde darauf hin, dass Differenzsetzungen und exkludierende Mechanismen auch in inklusiven Unterrichtssettings auffindbar sind. Geistige und komplexe Behinderungen erscheinen dabei als Differenzkategorie, die in der pädagogischen Praxis oft als unhintergehbar wahrgenommen und bearbeitet wird. ProDiMuk lotet dieses Spannungsfeld aus und zielt auf den Transfer der Erkenntnisse in Praxisfelder ab, um so nachhaltige Impulse für die inklusionsorientierte musikalisch-kulturelle Bildungspraxis, sowie Studium und Fortbildung zu setzen. Konkreter betrachten wir inklusionsorientierte musikpädagogische Praxis am Beispiel von Lehr-Lernsettings, an denen Schüler:innen mit sogenannter geistiger Behinderung im Alter von ca. 10 bis 14 Jahren beteiligt sind.

Forschungsfragen:

  • Wie entstehen Differenzkonstruktionen von Lehrkräften in verschiedenen Feldern musikalischer Bildung vor dem Hintergrund biographischer Erfahrungen und professionsbezogener Deutungsmuster?
  • Wie werden Differenzkonstruktionen in Unterrichtssituationen (ir-)relevant gesetzt?
  • Welche musikbezogenen Praktiken ermöglichen das situative Irrelevant-Setzen von Differenzmarkierungen der Behinderung?

Projektphasen und Arbeitspakete

  • AP 1: Episodische Interviews

    Mithilfe episodischer Interviews (Flick 2011, S. 238 ff.) mit Musiklehrkräften an inklusiven Schulen und mit Lehrkräften mit inklusiver Unterrichtserfahrung an Musikschulen werden jene biographischen und professionsbezogenen Aspekte herausgearbeitet, die bedeutsam für die unterrichtliche Praxis dieser Lehrkräfte und sich dort vollziehender Differenzproduktionen sind. Die zweifache Gerichtetheit des halbstrukturierten, episodischen Interviews – die Fokussierung episodischen und semantischen Wissens – soll Zugang zu folgenden Dimensionen schaffen:

    1. (berufs-)biographischen Erfahrungen mit Relevanz für berufliches Handeln, für berufliche Selbstentwürfe und für den Umgang mit Diversität, Behinderung und Inklusion,
    2. von der Erfahrung abstrahierten Wissensbeständen und wirkenden Deutungsmustern im Zusammenhang mit musikalisch-kultureller Bildung, Differenz und Inklusion.
  • AP 2: Videographische Unterrichtsbeobachtungen

    Die Durchführung und Analyse videographischer Studien im inklusiven Schul- und Musikschulunterricht zielt darauf ab, zu erfassen, wie Differenz(re-)produktionen in unterrichtlicher Praxis entstehen bzw. wie dort Differenz irrelevant gesetzt wird. Der Fokus liegt hierbei im Besonderen auf dem Handeln der Lehrkräfte. Die audiovisuelle Konservierung des Unterrichtsgeschehens ermöglicht erstens eine mikroskopische und sequenzielle Analyse und Rekonstruktion von Interaktionsordnungen. Zweitens werden dabei, im Sinne der Körperlichkeit und Materialität von Praxis, sprachliche, gestisch-körperliche, sozio-räumliche und -materielle Dimensionen der Unterrichtspraxis und sich dort entfaltender Differenzproduktionen in ihrem Mit- und Zusammenwirken der Analyse zugänglich.

  • AP 3: Fokusinterviews

    Im Anschluss an die Unterrichtsvideographien werden Fokusinterviews mit den Lehrkräften der Videos durchgeführt. Einzelne Videosequenzen dienen hierbei als Gesprächsimpulse, um das Erfahrene und Gezeigte präsent zu machen und im Weiteren erstens zu erfassen, inwieweit den beteiligten Lehrkräften die Differenzkonstruktionen reflexiv und kommunikativ zugänglich sind. Zweitens sollen (handlungsrelevante) Deutungsfiguren und Wissensbestände erhoben und rekonstruiert werden, die in der beobachteten Unterrichtspraxis tendenziell implizit wirken und schweigsam bleiben. Schließlich fungieren die gezeigten Videosequenzen als Impulse für die Lehrkräfte zur Unterrichtsreflexion (Trautmann 2010).

  • AP 4: Triangulation

    Die Triangulation der Ergebnisse dient der In-Beziehung-Setzung biographischer Erfahrungen und professionsbezogener Deutungsmuster mit den Wissensbeständen und Deutungsmustern, die aus den videographischen Studien und Fokusinterviews rekonstruiert wurden. Die unterschiedlichen Perspektivierungen und empirischen Zugänge sollen damit einen weiter reichenden Erkenntnisgewinn ermöglichen als es durch eine einzelne Methode möglich wäre (Flick 2011, S. 12). Zudem werden die rekonstruierten Differenzbearbeitungen aus den Videosequenzen im Hinblick auf gemeinsame und verschiedene Formen und Modi in schulischen und musikschulischen Settings befragt und an die biographischen Erfahrungen und professionsbezogenen Deutungsmuster schulischer und musikschulischer Lehrkräfte rückgebunden.

  • AP 5: Entwicklung von Professionalisierungsbausteinen

    Entlang des Forschungsprozesses werden Professionalisierungsbausteine zur flexiblen Aus- und Weiterbildung in verschiedenen Studiengängen mit musik- und/oder inklusionspädagogischem Bezug entwickelt. Die Bausteine werden als Open Education Resources-Materialien veröffentlicht und sollen flexibel eingesetzt werden können. Die Bausteine werden so konzipiert, dass sie von verschiedenen Personengruppen genutzt werden können: Musikehrkräfte finden Lösungen und Ideen für eine diversitätssensible Unterrichtspraxis sowohl in schulischen Kontexten der musikalischen Bildung als auch in Kontexten der Instrumental- und Gesangspädagogik, der elementaren Musikpädagogik etc. Sonder- und/oder inklusionspädagogische Lehr- und Fachkräfte erhalten Anregungen und Ideen für den niedrigschwelligen Einsatz im projektorientierten und fächerübergreifenden Unterricht. Die Bausteine sind dabei so angelegt, dass sie einerseits zur Weiterbildung im Selbststudium, aber auch Anregungen für Fort- und Weiterbildungsfachkräfte enthalten. Neben Reflexions- und Entwicklungsimpulse, enthalten die Materialien Fachtexte inkl. Bearbeitungsaufgaben sowie aufbereitete, anonymisierte und kommentierte Videovignetten.

  • AP 6: Transfer und Dissemination

    Die in AP 5 entwickelten Materialien werden entlang unterschiedlicher Bedarfe von musikpädagogischen und inklusionspädagogischen Studiengängen ausgerichtet. Dazu wird ein Transferzirkel etabliert, der durch regelmäßige Treffen in einem kontinuierlichen Dialog mit dem Projektteam steht. Zusätzlich finden regelmäßige Verbundkonferenzen statt, die eine enge Verzahnung der einzelnen Arbeitspakete und der Schwerpunktsetzungen auf Unterricht an inklusiven Schulen und auf inklusionsorientierten Musikschulunterricht sicherstellen. Arbeitsschritte werden auf nationalen und internationalen wie auch Praxistagungen präsentiert. Ferner werden die Ergebnisse vorrangig im Open Access-Format veröffentlicht, um eine breite Zugänglichkeit zu ermöglichen.

Projektteam

Leibniz Universität Hannover, Institut für Sonderpädagogik:

Prof. Dr. Imke Niediek (Verbundleitung, Teilprojektleitung ProDiMuk-Schule)

Felix Kappeller

 

Universität Münster, Institut für Musikpädagogik:

Prof. Dr. Juliane Gerland (Teilprojektleitung, ProDiMuk-Musikschule)

Rabea Beier

 

Projektleitung (LUH)

© Roland Schneider/Bilderraum Fotostudio
Prof. Dr. Imke Niediek
Professors
Address
Schloßwender Straße 1
30159 Hannover
Building
Room
216
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Prof. Dr. Imke Niediek
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Kontakt

© Roland Schneider/Bilderraum Fotostudio
Felix Kappeller
Research Staff
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230
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Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01JKT2401 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autor:innen.