Forschung an sonderpädagogischen Biographien
In den letzten Jahren nimmt die Bedeutung der Biographienforschung insbesondere hinsichtlich der Euthanasieforschung immer mehr zu: dies liegt insbesondere in der Exemplarität der Verbrechensaufarbeitung durch Einzelpersonen begründet. Ebenso eignet sich das Nachvollziehen einzelner Lebensläufe in didaktischer und methodischer Hinsicht für die Arbeit an Gedenkstätten und Schulen. Ein letztes Argument ist selbstverständlich die Möglichkeit des empathischen Einfühlens, einer Alteritätserfahrung durch das Arbeiten an Lebensbiographien von Opfern der nationalsozialistischen Rassenideologie.
Forschung an sonderpädagogischen Biographien
In den letzten Jahren nimmt die Bedeutung der Biographienforschung insbesondere hinsichtlich der Euthanasieforschung immer mehr zu: dies liegt insbesondere in der Exemplarität der Verbrechensaufarbeitung durch Einzelpersonen begründet. Ebenso eignet sich das Nachvollziehen einzelner Lebensläufe in didaktischer und methodischer Hinsicht für die Arbeit an Gedenkstätten und Schulen. Ein letztes Argument ist selbstverständlich die Möglichkeit des empathischen Einfühlens, einer Alteritätserfahrung durch das Arbeiten an Lebensbiographien von Opfern der nationalsozialistischen Rassenideologie.
Das Jugend- und Waisenhaus in Hannover Kleefeld
Im hannoverschen Stadtteil Kleefeld befand sich seit den frühen 1920er Jahren ein Jugend- und Waisenhaus: dieses wurde von städtischer Seite betrieben und galt als eine zentrale Anlaufstelle für verwahrloste Jugendliche oder elternlose Kinder, die in Hannover durch die Jugendfürsorge (sowohl während der Weimarer Republik, als auch während der nationalsozialistischen Herrschaft) ihren Sorgeberechtigten entzogen oder einfach aufgegriffen wurden.
Angeschlossen an das Heim, das Jungen und Mädchen aufnahm, war eine eigene Hilfsschule, so dass es eine geschlossene Einheit bildete, aus der die Kinder keine Möglichkeit hatten "nach draußen" zu kommmen.
Durch erste Recherchen konnte ermittelt werden, dass Opferbiographien aus den Euthanasie-Anstalten in Lüneburg und anderen Anstalten zurückzuführen sind bis in dieses kleefelder Kinderheim, sodass ein Forschungsschwerpunkt des Projektes ist, Lebensläufe einzelener Insassen zu recherchieren und gegebenfalls Verbindungen zu Verbrechen des Nationalsozialismus, sei es Zwangssterlisation, weitere Anstaltsunterbringungen oder sogar die Euthanasie, zu überprüfen.
Ein weiterer Ansatz ist jedoch auch die Lebensumstände der Kinder in jender Einrichtung zu ermitteln, deren Aufssichtspersonal zumindest zeitweilig sogar von der Kleefelder SA gestellt wurde.
Ein letzter Forschungsschwerpunkt bildet der langjährige Direktor der Institution: Gustav Lesemann war eine umstrittende, aber auch in der Nachkriegszeit angesehene Persönlichkeit innerhalb der Sonderpädagogik - seine Biographie innerhalb des Nationalsozialimsus ist als Leiter der Anstalt unmittelbar mit den dortigen Verbrechen verwoben.
Heute befindet sich im Gebäude des Heimes, das 1942 vor den schweren Bomebangriffen auf Hannover evakuiert und nie wieder eröffnet wurde, die Alice-Salomon-Schule.
Forschungspartner*innen
Ein derartiges Projekt benötigt im Raum Hannover vielerlei Partner, die Zugang zu den historischen Unterlagen bieten und auch bei der Recherche unterstützen: dies sind in erster Linie das Stadtarchiv Hannover ebenso das Landesarchiv Hannover.
Weitere Kooperationen mit anderen Einrichtungen sind in Planung.
Weitere Informationen
Wenn Sie Interesse an diesem Projekt haben oder sogar historische Hinweise zu dem Jugendheim in Kleefeld besitzen - wenden Sie sich bitte an:
30159 Hannover