Am 18. Mai hat die "Allianz für inklusive Bildung" den Erhalt der Professur für Inklusive Schulentwicklung am Institut für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover gefordert. Bei einer Pressekonferenz wandten sich die Beteiligten gemeinsam an die Öffentlichkeit, um auf die desaströsen Folgen für die Sonderpädagogik und inklusive Bildungslandschaft in Niedersachsen aufmerksam zu machen.
Aufgrund der globalen Minderausgabe des Landes Niedersachsen soll die Professur für Inklusive Schulentwicklung künftig eingespart werden. Infolge der 2009 in Deutschland in Kraft getretenen UN-Behindertenrechtskonvention steht aber auch Niedersachsen in der Verantwortung, Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und Benachteiligungen das ihnen zustehende Recht auf inklusive Beschulung zu gewährleisten. Die Aufgabe der Professur, welche die einzige mit diesem Schwerpunkt in ganz Niedersachsen ist, wäre ein fatales bildungspolitisches Signal, durch welches das auf den Menschenrechten beruhende Ziel einer inklusiven Bildungslandschaft in Niedersachsen infrage gestellt wird. Die Lehramtsausbildung würde ein für Inklusion zentrales Fach verlieren und den mitarbeitenden Schulen würde signalisiert, dass inklusive Schulentwicklung keine besondere Relevanz hat.
Der Allianz für inklusive Bildung haben sich daher neben dem Institut und der Fachschaft Sonderpädagogik, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Niedersachsen (GEW), der Verein Sonderpädagogik e.V. – Landesverband Niedersachsen (vds), der Schulleitungsverband Niedersachsen e.V. (SLVN), der Verband Bildung und Erziehung, der Grundschulverband Landesgruppe Niedersachsen und der Landeselternrat Niedersachsen angeschlossen.
Die Allianz sprach sich im Vorfeld der Pressekonferenz und im Rahmen dieser entschieden für den Erhalt des Lehrgebiets aus.
Einige O-Töne der Beteiligten:
"Diese bundesweit anerkannte und beispielgebende Professur unterstützt die Schulen bei der Umsetzung einer inklusiven Bildung mit hoher Kompetenz und schulpraktischer Erfahrung. Die niedersächsischen Schulen, die die Herausforderungen und Chancen von Vielfalt und Heterogenität annehmen und einen komplexen Schulalltag gestalten, benötigen die wissenschaftliche Unterstützung und Begleitung dringend und in der jetzigen Situation notwendiger denn je." – Der Landesvorsitzende des Verbands Sonderpädagogik (vds) Reinhard Fricke für die Bildungsorganisationen und Verbände
„Für die Entwicklung inklusiver Schulstrukturen braucht Schule die Wissenschaft und Wissenschaft braucht die Schule. Genau dies ist Gegenstand der Forschung Prof. Dr. Wernings und erst darüber entstehen die Evidenzen aus denen Erkenntnisse abgeleitet werden können, damit der Anspruch einer inklusiven Schule Wirklichkeit werden kann.“ – Die Vorsitzende des Landeselternrates Niedersachsen Cindy-Patricia Heine
„Die Aufgabe dieses für Inklusion zentralen Fachgebiets wäre ein fatales bildungspolitisches Signal, durch welches das Ziel der Realisierung einer inklusiven Bildungslandschaft in Niedersachsen geradezu konterkariert wird. In diesem Zusammenhang ist auch daran zu erinnern, dass an der Leibniz Universität bereits die Professur Berufliche Förderpädagogik gestrichen wurde, obwohl Inklusion auch in der beruflichen Bildung zunehmend an Bedeutung gewinnt.“ – Der Vorstand des Instituts für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover
„Die inklusive Schulentwicklung bildet einen zentralen Studienschwerpunkt in der Sonderpädagogik und darf nicht durch Einsparungen der Landesregierungen gestrichen werden! Mit dem Verlust der Professur sehen wir die Qualität unserer Ausbildung und vor allem Vorbereitung auf die inklusive Schule massiv gefährdet.“ – Fachschaft Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover
„In den letzten Jahren wurde mit dem Ausbau der Sonderpädagogik durch die Schaffung neuer Professuren und der Erhöhung der Studierendenzahlen ein deutliches Zeichen gesetzt, welches die gesellschaftliche Relevanz der Inklusion untermauert. Einsparungen konterkarieren diese Entwicklung. Durch Erhöhung der Studierendenzahlen entstandener Mehraufwand wird zu einem Großteil von dem Mittelbau getragen.“ – Der Mittelbaurat des Instituts für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover
Auch die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen, Petra Wontorra, äußerst sich zu den Forderungen der Allianz:
„Inklusive Bildung ist ein Menschenrecht und das nicht erst seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention vor mehr als zehn Jahren. Inklusive Schulentwicklung ist eine Schnittstelle für alle Schulformen. Nicht nur Lehrer:innen an Förderschulen müssen im Bereich Inklusion ausgebildet werden, sondern ALLE Lehrer:innen ALLER Schulformen. Vor dem Hintergrund der UN-Behindertenrechtskonvention, des Niedersächsischen Behindertengleichstellungsgesetzes, des Schulgesetzes (Inklusive Schulen) und des Europäischen Rechtsakts zur Barrierefreiheit braucht es deutlich mehr Professor:innen-Stellen für die Bereiche Sonder- und Inklusionspädagogik, Teilhabeforschung, Rehabilitationswissenschaften, Barrierefreiheit, barrierefreie Kommunikation, etc.. Inklusion und Teilhabe sind Menschenrechte und Querschnittaufgaben aller Fachbereiche jeder Hochschule und Universität in Niedersachsen.“
Die Presseerklärung können Sie sich hier herunterladen.
Weitere Informationen zur Erhaltung der Professur finden Sie hier.