Um die Methodenkompetenz der Studierenden zu fördern, wird die kulturwissenschaftlich verortete Methode close and wide reading eingeführt. Mit ihrer Hilfe kann die kulturelle Dimension literarischer Texte ergründet werden (vgl. Hallet 2010). Dazu werden Texte ausgewählt, die zur induktiven Erarbeitung eines theoretischen Verständnisses des kulturellen Behinderungsmodells oder Othering-Prozessen genutzt werden können.
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Strukturelemente des Seminars
- wöchentliche Seminarsitzungen zum Thema Differenz in Literaturen
- semesterbegleitende kollaborative Erarbeitung von Studien- und Prüfungsleistungen in Form von Reflexions- und Analyseaufträgen in Form von E-Portfolios
- Vorträge durch Gastreferent*innen; (bspw. Die Konstruktion des Fremden im Bilderbuch)
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Ziele des Seminars
- Anbahnung eines Verständnisses für die kulturelle und kulturgeschichtliche Hervorbringung von Behinderung, Gender und der Konstruktion des Anderen.
- Einblick vermitteln in verschiedene (Text-)Genres, in denen Behinderung, Gender bzw. die Konstruktion des Anderen inszeniert werden
- Kennenlernen relevanter theoretischer Konzepte (bspw. das kulturelle Modell von Behinderung sowie die Konzepte Intersektionalität und Othering)
- Anbahnung eines Verständnisses von Differenz als Struktur (Beschäftigung mit Fragen wie: Wie wird Differenz hergestellt? Welche subjektbezogene und gesellschaftliche Funktion hat die Herstellung von Differenz (bspw. am Beispiel der Konstruktion des Fremden)?)
- Sensibilisierung für gesellschaftliche und kulturelle Prozesse (z.B. Diskriminierung), die Behinderung und Konstruktionen des Anderen negativ betreffen, für Ambivalenzen und Mehrdeutigkeiten sowie Anstoß zur Erkundung der eigenen Gefühlsdimension und Anbahnung der Entwicklung einer eigenen Haltung
Im Rahmen des Vertiefungsmoduls I steht in dem Seminar ‚Differenzwerkstatt 2 – Zur kulturellen Inszenierung von Autismus‘ die (Selbst-)Repräsentation von Autist*innen im Mittelpunkt. Es werden auf Basis von gemeinsamen Lektüren und der Diskussion unterschiedlicher Lesarten verschiedene Texte und Kulturprodukte aktiv beforscht:
Inszenierungen von Autismus in televisuellen Medien (u.a. 'Die Brücke', 'The Big Bang Theory') haben Konjunktur – auch Autobiographien und Selbstrepräsentationen im Kontext digitaler Kommunikationsmedien wie Twitter oder Instagram bieten Einblicke in die (Selbst-)Repräsentation von Autist*innen. Die kulturelle Folie 'Autismus' scheint dabei bestimmte Muster und Tropen zu bedienen, die sich nicht zwangsläufig mit einer gelebten Realität im Autismus-Spektrum decken. Geprägt von gemeinsamen Lektüren und der Diskussion unterschiedlicher Lesarten wollen wir verschiedene Texte und Kulturprodukte aktiv beforschen. Wie werden Autismus / Neurodiversität inszeniert und warum birgt die Auseinandersetzung mit diesen Autismusnarrationen eine Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse? Welche Rolle spielen Aspekte von Gender und Neoliberalismus in den Inszenierungen? Diesen Fragen wollen wir in der Differenzwerkstatt 2 nachgehen und uns so auch mit Theorien und Methoden der Cultural Disabilty Studies auseinandersetzen.
Im Kontext der Differenzwerkstatt sind Bildungsmaterialien entstanden, die interessierten Lehrenden und Studierenden als Open Educational Resources (OER) auf der niedersächsischen Plattform twillo zur Verfügung gestellt werden. Die Sammlung befindet sich noch im Aufbau und wird kontinuierlich mit Bildungsmaterialien, die für die Differenzwerkstatt konzipiert wurden und im besten Falle nachhaltig zu nutzen sind, ergänzt. Einen Link zur Sammlung finden Sie hier.
Projektleitung & Ansprechperson
30159 Hannover