1. Welcher beruflichen Tätigkeit gehst du aktuell wo nach? Kannst du einen Einblick in deine Aufgaben(-bereiche) geben?
Ich bin seit Mai 2018 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Forschungsprojekt am Institut für Sonderpädagogik tätig. Das NiKK-Projekt (Neu immigrierte Kinder in der Kita) beschäftigt sich mit Spracherwerbsschritten von Kindern in der Zweitsprache Deutsch. Zu meinen Aufgaben gehören vor allem die Planung, wissenschaftliche Recherche, Akquise der Stichprobe, Datenerhebung und Auswertung sowie die Publikation von Forschungsergebnissen. Im Rahmen des Projektes werde ich auch promovieren, da ich das Thema besonders spannend finde. Neben der Tätigkeit an der Uni arbeite ich in einer sprachtherapeutischen Praxis als Sprachtherapeutin. Außerdem beende ich dieses Jahr mein Weiterbildungsstudium als Lehrkraft für Polnisch als Fremdsprache. Ich habe selbst einen polnischen Hintergrund und möchte künftig auf jeden Fall zusätzlich Polnisch unterrichten. Aktuell bin ich auch schon in einem Projekt „Polen Mobil“ am deutschen Polen-Institut tätig, in dem es um die Verbreitung der polnischen Sprache und Kultur geht.
2. Du hast den Masterstudiengang Sonderpädagogik und Rehabilitationswissenschaften mit dem Studienschwerpunkt Sprach- und Kommunikationstherapie an der Leibniz Universität Hannover studiert. Warum hast du dich für diesen Masterstudiengang als konsekutiven Studiengang zu deinem Bachelor entschieden?
Das ist eine interessante Frage. Ich habe meinen Bachelor in Logopädie und Phonoaudiologie in Polen absolviert und wollte in der Sprachtherapie schon immer gerne internationaler arbeiten. Daher habe ich schon während des Bachelors überlegt und recherchiert, wie es weitergehen kann und bin dann auf der Suche nach einem attraktiven Masterstudiengang im Bereich Sprachtherapie auf die Uni Hannover gestoßen. Dieser hat sich angeboten, weil ich hier quereinsteigen und notwendige Veranstaltungen aus dem Bachelorstudiengang Sonderpädagogik einfach nachholen konnte. Dass der Studiengang die Krankenkassenzulassung anbietet, ist natürlich auch eine sehr gute Sache, wenn man im sprachtherapeutischen Bereich arbeiten möchte. Zudem hat mich die Struktur des Studiengangs überzeugt. Wie an meiner Uni in Polen, hat der Bachelor auch hier eher den Schwerpunkt “Kinder-Sprache“, wohingegen es beim Master eher um Sprache und Sprechstörungen bei Erwachsenen geht, das hat also auch gut gepasst.
3. Welche Studieninhalte haben dich während des Studiums besonders begleitet oder besonders angesprochen/geprägt?
Während des Studiums fand ich tatsächlich die Möglichkeit am interessantesten, eigenständig zu forschen. Ich hatte mir vor der Bewerbung die Studienstruktur genau angeschaut und war sehr froh darüber, dass es dieses Projektmodul gibt, durch das man die Möglichkeit hat, sich eigenständig in andere wissenschaftliche Bereiche tiefer einzuarbeiten. Auch fand ich sehr spannend, mich im Rahmen meiner Masterarbeit nochmals weiter in ein Thema zu vertiefen. Ich habe im Rahmen meiner Masterarbeit eine Therapieserie mit drei polnisch-deutschen Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen durchgeführt und jeweils vorher und nachher eine Diagnostik gemacht. Das war für mich eine sehr schöne und bereichernde Erfahrung. Zudem fand ich den Praxisbezug in vielen Seminaren zur Sprachtherapie besonders interessant und auch, dass wir immer die Möglichkeit hatten, unsere Praktika zu reflektieren. Der Studiengang ist ja eher klein, es sind nicht 100, sondern eher zehn bis zwanzig Studierende im Studienschwerpunkt. Unser Jahrgang war daher eine sehr angenehme Runde mit ganz anderen Möglichkeiten sich auszutauschen und sich näher mit den Dozierenden zu besprechen. Also die Unterstützung ist hier einfach anders, als man das sonst vielleicht so kennt.
4. Hast du schon vor oder während des Studiums eine Vorstellung über deinen weiteren beruflichen Werdegang nach dem Studium gehabt? Und wie lief der Übergang vom Studium in den Beruf bei dir ab?
Ich hatte schon eine ziemlich genaue Vorstellung, nur hat die sich immer wieder ein bisschen verändert und verlagert. Ich habe den Master an der Uni Hannover in erster Linie gewählt, weil mich die neurologischen Störungen sehr interessiert haben und ich schon dachte, dass ich in diesem Bereich weiterarbeiten werde. Während des Studiums bin ich dann immer auch auf andere Bereiche gestoßen, die ich interessant fand, sodass sich der Schwerpunkt verlagert hat, obwohl ich neurologische Störungen noch immer sehr interessant finde. Verbunden mit meiner persönlichen Situation fand ich Mehrsprachigkeit, insbesondere bei Kindern, immer spannender und habe mich damit mehr befasst und daraus ist dann auch meine Masterarbeit entstanden. Und als später die Projektstelle an der Uni ausgeschrieben wurde, war ich sehr glücklich und habe mich direkt beworben, weil ich sofort wusste, dass es genau das ist, was ich machen möchte. Ich fühle mich sehr angekommen in dem Thema und entdecke immer wieder neue spannende Aspekte. In einer sprachtherapeutischen Praxis habe ich schon während des Studiums gearbeitet und führe das bis heute fort. Ich finde, dass meine Arbeit dort eine perfekte Ergänzung zu meiner Forschung darstellt, da sie wichtige praktische Einblicke ermöglicht. Grundsätzlich ist die Verbindung von Forschung und Praxis eine gute Basis, z.B. für die Arbeit in Projekten. Ich denke, man muss generell damit rechnen, dass man sich in vieles erst einmal einarbeiten muss, wenn man im Bereich der Sprachtherapie arbeiten möchte. Das ist aber vermutlich in jedem Berufsfeld so. Hier sind Beratungen mit erfahreneren Kolleginnen und Kollegen ganz wichtig und ich würde empfehlen, bei der Stellensuche auch darauf zu achten, dass diese angeboten werden.
5. Was würdest du Studieninteressierten und Studierenden des Masterstudiengangs gerne mitgeben?
Ich würde den Studiengang auf jeden Fall sehr weiterempfehlen. Für mich war es eine sehr gute Erfahrung, hier in Hannover zu studieren. Die Lernatmosphäre war immer förderlich und gemütlich, die Dozierenden waren jederzeit ansprechbar und der Studiengang ist sehr gut aufgebaut. Ich denke, es ist auch für jeden etwas dabei, da das Institut ja viele unterschiedliche Forschungsprojekte hat und jeder sich ein bisschen ausprobieren und seinen Schwerpunkt finden kann. Ich finde hier vor allem auch die Möglichkeit gut, quereinsteigen zu können. Da im sprachtherapeutischen Bereich ein Fachkräftemangel herrscht, ist das vielleicht auch für AbsolventInnen anderer pädagogischer und sprachwissenschaftlicher Studiengänge eine attraktive Option. Was ich Studierenden mitgeben möchte: Auf jeden Fall neugierig bleiben und alle Möglichkeiten ausnutzen, denn das lohnt sich auf jeden Fall. Und wenn man ein bisschen sucht, findet man einen eigenen beruflichen Weg, mit dem man dann später glücklich ist.
*Aleksandra Syczewska ist mittlerweile als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg tätig.