1. Welcher beruflichen Tätigkeit gehst Du aktuell wo nach? Kannst Du einen Einblick in Deine Aufgaben(-bereiche) geben?
Ich habe nach dem Studium angefangen als sozialpädagogischer Fachdienst in einer Tagesförderstätte der Lebenshilfe im Bereich geistige Entwicklung zu arbeiten. Dort werden erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung beschäftigt, die noch nicht oder nicht mehr in der Werkstatt arbeiten können und einen relativ hohen Hilfebedarf haben. Als sozialpädagogischer Fachdienst war ich nicht direkt in der Betreuung tätig, sondern für die Koordination der 13 Beschäftigungsgruppen zuständig, die diese Tagesförderstätte umfasste. Ich habe also viel mit der Leitung zusammengearbeitet und auch mit den MitarbeiterInnen der unterschiedlichen Gruppen, für die ich die Ansprechpartnerin war. Zudem habe ich Gespräche mit den KlientInnen und Angehörigen geführt, Einstufungsverfahren durchgeführt sowie Anträge und Entwicklungsberichte geschrieben. Es war also auch viel Büroarbeit, ich war aber auch immer wieder in den Gruppen, um die rund 100 KlientInnen zu kennen und in der Lage zu sein, beispielsweise Hilfebedarfseinstufungen zu verfassen. Zu meinem Aufgabenbereich gehörten außerdem Neuaufnahmen, Abgänge, Wechsel von der und in die Werkstatt und Kriseninterventionen. Ich war auch eine Art Schnittstelle und habe Informationen aus der Leitung in die Gruppen getragen und umgekehrt. Für mich war das eine super Kombination aus Büroarbeit und Arbeit mit Menschen mit Behinderung und ein sehr guter Berufseinstieg nach dem Studium. Aktuell arbeite ich vorübergehend nicht im sozialen Bereich, sondern aufgrund privater Kontakte in einem Start-up-Unternehmen.
2. Du hast den Masterstudiengang Sonderpädagogik und Rehabilitationswissenschaften mit dem Studienschwerpunkt Lernförderung und Erziehungshilfe an der Leibniz Universität Hannover studiert. Warum hast Du Dich für diesen Masterstudiengang als konsekutiven Studiengang zu Deinem Bachelor entschieden?
Während meines Bachelorstudiums wurde mir recht früh klar, dass ich nicht ins Lehramt gehen möchte, eigentlich schon nach dem ersten Praktikum. Da ich schon im Bereich geistige Entwicklung gearbeitet und mich dort gesehen habe, wollte ich einen Master im Bereich Sonderpädagogik machen. Aufgrund der guten Erfahrungen im Bachelor wollte ich an der Uni Hannover bleiben und habe mich dann für den Master mit dem LE-Zweig entschieden, um noch weitere Einblicke in außerschulische Handlungsfelder zu gewinnen und weiteren Input zu erhalten.
3. Welche Studieninhalte haben Dich während des Studiums besonders begleitet oder besonders angesprochen/geprägt?
Besonders spannend und lehrreich fand ich zum Beispiel die Veranstaltungen zum Thema Diagnostik, wo wir uns unter anderem mit unterschiedlichen diagnostischen Instrumenten auseinandergesetzt haben. Besonders gut fand ich dabei, dass wir diese auch selbst mit ProbandInnen durchgeführt und anschließend reflektiert haben. Außerdem hatte ich mehrere Seminare zum Thema Trauma und Traumapädagogik und habe da viel mitgenommen, was auch für die Tätigkeit als Sonderpädagogin wichtig ist. Viel gelernt habe ich auch in der Veranstaltung zur Evaluationsforschung – seither hinterfrage ich Studien, die mir z. B. im Arbeitsalltag begegnen, ganz anders. Einen richtig tollen Einblick habe ich durch mein Organisationsentwicklungspraktikum bekommen. Das habe ich bei der Lebenshilfe gemacht und durfte dem Leiter des Wohnstättenverbunds über die Schulter schauen. Er hat sich sehr viel Zeit für mich genommen und ich durfte an unterschiedlichen Terminen und Sitzungen teilnehmen, sodass ich sehr viel darüber gelernt habe, wie eine solche Organisation funktioniert und was Leitung bedeutet.
4. Haben Du schon vor oder während des Studiums eine Vorstellung über Deinen weiteren beruflichen Werdegang nach dem Studium gehabt? Und wie lief der Übergang vom Studium in den Beruf bei Dir ab?
Dass es in den Bereich geistige Entwicklung gehen sollte, stand für mich schon relativ früh fest. Zunächst hatte ich auch überlegt, eine Weiterbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin zu machen, habe dann aber gemerkt, dass ich nach dem Studium doch gerne direkt in die Praxis einsteigen möchte. Ich bin durch mein Praktikum in die Lebenshilfe gekommen und habe dann dort noch während des Studiums eine befristete Stelle angeboten bekommen, um das dortige Qualitätsmanagement zu überarbeiten. Das habe ich dann auch gemacht und konnte anschließend weiter in unterschiedlichen Abteilungen dort arbeiten. Nach dem Ende des Studiums wurde mir dann die Stelle als sozialpädagogischer Fachdienst angeboten, die zu der Zeit zu einer Vollzeitstelle ausgebaut wurde. Das hat also gut gepasst. Für mich war das ein optimaler Berufseinstieg, weil ich Verantwortung hatte, aber nicht direkt auf Leitungsebene angesiedelt war, mit dieser aber viel kooperiert habe. Außerdem kannte ich die Einrichtung sowie den Träger bereits, was den Einstieg definitiv auch erleichtert hat.
5. Was würdest Du Studieninteressierten und Studierenden des Masterstudiengangs gerne mitgeben?
Erstmal möchte ich sagen, dass ich den Masterstudiengang sehr gerne studiert habe! Ich finde, dass er viele berufliche Möglichkeiten und Perspektiven bietet. Für die Stellensuche finde ich wichtig zu wissen, dass vermutlich kaum oder gar keine Stellen explizit für Menschen mit einem Master in Sonderpädagogik und Rehabilitationswissenschaften ausgeschrieben sind. Da kann man also ruhig mutig sein und sich auf Sozialpädagogikstellen bewerben, auf die man Lust hat. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass viele Dozierende gut im Hinblick auf Berufseinstieg und Tätigkeitsfelder ansprechbar sind. Im Rückblick würde ich außerdem die Studienzeit auch noch mehr nutzen, um mehrere der wertvollen Literaturhinweise zu lesen und mich noch tiefer in Themen einzuarbeiten, die gerade im Seminar behandelt werden und meinen Interessen entsprechen – im Berufsalltag bleibt dafür nämlich leider meistens keine bis wenig Zeit. Es ist toll, in der Praxis zu sein, aber es ist auch toll, darauf vorbereitet zu sein.