1. Welcher beruflichen Tätigkeit gehen Sie aktuell wo nach? Können Sie einen Einblick in Ihre Aufgaben(-bereiche) geben?
Aktuell bin ich in einer Wohngruppe der stationären Kinder- und Jugendhilfe als Sozial- und Organisationspädagogin (BA) tätig. Dabei ist es meine Aufgabe in einer Wohngruppe die Betreuung sicherzustellen, wie auch die Begleitung von jungen Menschen zu Terminen, bei denen sie sich nicht in der Lage sehen, diese alleine zu absolvieren. Da es eine stationäre Maßnahme ist, die nach Paragraph 34 des SGB VIII arbeitet, gestalten sich meine Dienstzeiten meist durch 12 Stundendienste oder Tagdienste mit einer Nachtbereitschaft.
Unsere Wohngruppe besteht aktuell aus neun Jugendlichen von 12 bis 18 Jahren, wie es in der Kinder- und Jugendhilfe üblich ist, kommen diese aus unterschiedlichsten Ausgangsituationen in unsere Unterkunft. Ich arbeite in einem Team von 6 Fachkräften (Sozialarbeiter:innen, Heilerziehungspfleger:innen, Sozialpädagog:innen, Erzieher:innen). Mir persönlich macht die Tätigkeit als Pädagogin in einem Alltag, der sich aus individuellen Herausforderungen, gemeinsamer Zeit und vielen Wünschen zusammensetzt, unglaublich viel Spaß. Es ist sehr interessant zu sehen, welche Auswirkungen meine Individualität und meine Arbeitsweise, die durch viel Humor geprägt ist, auf den Alltag der Wohngruppe hat.
2. Sie haben den Masterstudiengang Sonderpädagogik und Rehabilitationswissenschaften mit dem Studienschwerpunkt Lernförderung und Erziehungshilfe an der Leibniz Universität Hannover studiert. Warum haben Sie sich für diesen Masterstudiengang als konsekutiven Studiengang zu Ihrem Bachelor entschieden?
Ich habe zuvor meinen Bachelorabschluss im Bereich Sozial- Organisationspädagogik absolviert. Darauf aufbauend wollte ich weiterhin den Bereich von jungen Menschen vertiefen. Insbesondere interessierte mich der thematische Fokus auf die Möglichkeiten von Erziehungshilfen, Verhaltensauffälligkeiten und variierende Unterstützungsbedarfen, von anderen pädagogischen Fachkräften, Kinder, Jugendlichen oder anderen betroffenen Beteiligten des Systems.
In meiner Entscheidung bestärkte mich das Angebot des Spezialisierungsangebotes „Beratung im Kinderschutz“, der noch einmal den Fokus genauer auf Handlungsmöglichkeiten und Auffälligkeiten legte. Hinzu kam, dass ich zu dem Zeitpunkt in Hildesheim lebte und gerne in der näheren Umgebung weiter studieren wollte.
3.1 Welche Studieninhalte haben Sie während des Studiums besonders begleitet oder besonders angesprochen/geprägt?
Insbesondere die individuellen Fallbeispiele die Dozent*innen mit in die Vorlesungen, Gruppenarbeiten oder Seminare einbrachten faszinierten mich. Diese betonten den hohen Hilfebedarf von jungen Menschen, der diesen selbst oftmals nicht bewusst war. Interessant war auch wie durch Eingriffe, seien sie groß oder klein, ein dysfunktionales System stabilisiert werden konnten. Da ich meinen Bachelorabschluss nicht in Sonderpädagogik absolvierte, war es für mich auch noch einmal sehr interessant zu sehen wie sich die Sonderpädagogik entwickelte und welche Möglichkeiten diese bot, um neue Perspektiven der Kinder- und Jugendhilfe zu entwickeln.
Im Verlauf meines Studiums des Masterstudiengangs Sonderpädagogik und Rehabilitationswissenschaften war es unsere Aufgabe ein Forschungsprojekt durchzuführen. Meine Kommilitonen und ich untersuchten hierbei die Inhalte von Kinderschutzkonzepten die seit einiger Zeit als Arbeitsvoraussetzungen für die Kinder- und Jugendhilfe existiert. Hilfreich war hierbei das erworbene Wissen um qualitativ hochwertige Forschung und deren praxisnahe Umsetzung.
Rückblickend bewundere ich die Qualifikation der Dozent*innen und bin für meine Kommiliton*innen und deren Offenheit sehr dankbar.
3.2 Von welchen Projekten oder Praktika haben Sie besonders profitiert?
Wie bereits geschildert behandelte der Fokus meines Forschungsprojektes die Thematik von Kinderschutzkonzepten und deren Inhalte. Mein großes Interesse an dieser Thematik hatte zur Folge, dass meine spätere Masterarbeit dieses Thema aufgriff. Ich profitierte ungemein von dem Forschungsvorgehen und Inhalten sowie von den gewonnenen Beziehungen im Rahmen des Forschungsprojektes für meine spätere Masterarbeit, wie auch für meine jetzige Tätigkeit als Fachkraft.
4. Haben Sie schon vor oder während des Studiums eine Vorstellung über Ihren weiteren beruflichen Werdegang nach dem Studium gehabt? Und wie lief der Übergang vom Studium in den Beruf bei Ihnen ab?
Mein allgemeines Ziel war es, mit jungen Menschen zu arbeiten. Im weiteren Verlauf meines Studiums kristallisierte sich heraus, da ich in der Kinder- und Jugendhilfe tätig sein wollte, dass ich auch meine Praktika in diesem Bereich absolvierte. Ich beschäftigte mich intensiv mit Verhaltensauffälligkeiten und Möglichkeiten zur Unterstützung von Familien und deren Problemlagen. Während des Studiums glorifizierte ich stark die Arbeit beim allgemeinen Sozialen Dienst, was nun jedoch in den Hintergrund rückt. Weiterhin möchte ich beratend tätig sein. Grundlage hierfür ist meine ehrenamtliche Tätigkeit als Kinder- und Jugendberaterin und vertiefend meine Absolvierung des Schwerpunkts „Beratung im Kinderschutz“. Hinzukommend möchte ich eine Ausbildung zur systemischen Beratung absolvieren, um somit später als Familienberaterin tätig zu sein.
Der Übergang vom Studium und Berufsleben gestaltete sich sehr interessant. Gerade der soziale Bereich sucht händeringend nach qualifizierten Fachkräften, um weitere Dienstleistungen anbieten zu können. Da ich jedoch klare Vorstellungen hatte von meiner zukünftigen Tätigkeit entschied ich mich für einen Bereich der Verselbstständigung. Dort absolvierte ich meine staatliche Anerkennung für mein Sozialpädagogik Studium und wandte dort jedoch auch gleichzeitig Themen Inhalte und Taktiken und Methoden des Masterstudiengangs an.
5. Was würden Sie Studieninteressierten und Studierenden des Masterstudiengangs gerne mitgeben?
Der Masterstudiengang bietet eine hochwertige Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Themenbereichen der Sonderpädagogik. Er vertieft insbesondere Möglichkeiten und Nutzen von neuen Blickwinkeln, die Stärkung der eigenen Fähigkeiten und einen hochwertigen Austausch mit hochqualifizierten Fachkräften, Dozenten*nnen und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen.
Auch der Einstieg, wenn man von extern bzw. einer anderen Universität zum Masterstudiengang an die Universität Hannover kommt, fällt sehr leicht. Man wurde mit offenen Armen willkommen geheißen, und auch ohne großes Hintergrundwissen an neue Ebenfelder herangeführt.